JÜL

In Berlin wurde in den letzten Jahren das Prinzip des jahrgangsübergreifenden Lernens (JÜL) als Standard durchgesetzt, was bedeutet, dass in den allermeisten staatlichen Grundschulen die ersten zwei oder drei Jahrgänge in gemeinsamen Lehrgruppen zusammengefasst unterrichtet werden.Winterkleid

Dieses als fortschrittlich angepriesene Unterrichtskonzept führt im Alltag oft zu erheblichen Problemen. Die Kinder im ersten Schuljahr erhalten nicht die volle Aufmerksamkeit der Lehrkraft um den Erwerb der Schriftsprache zu meistern. Die Kinder die schon seit ein oder zwei Jahren in der Klasse sind langweilen sich oft und entwickeln verstärkt Verhaltensauffälligkeiten, wenn der Fokus des Unterrichts auf die Kleineren gerichtet ist.

Der Lernfortschritt der berliner Grundschüler erfolgt nicht mehr synchron, sondern überwiegend mittels individueller Lernmaterialien. Den Schülern wird ein erhöhtes Mass an Eigenverantwortlichkeit und Selbststrukturierungsfähigkeit abverlangt. Der Vergleich seiner Leistung mit der seiner Altersgruppe wird für den einzelnen Schüler schwieriger.

Leider erreicht das berliner Modell mit JÜL auch nicht die propagierte bessere Inklusion und Förderung von Schülern mit Lernproblemen. Durch den Abbau differenzierter Angebote werden den normalen Schulen Aufgaben aufgebürdet, welche sie überfordern und insgesamt zu verschlechtereten Lernbedingungen führen. Das im berliner Schönsprech „Verlängerte Schuleingangsphase“ genannte Sitzenbleiben findet weiterhin rege statt.

Die Idee, dass durch Warten und mehr Zeit schulische Entwicklungsdefizite bei Kindern ausgeglichen werden ist weit verbreitet. Fachleute für Schulprobleme sind sich hingegen darüber einig, das intensive Fördermassnahmen so früh wie möglich durchgeführt werden sollten, um ein Abhängen im Lernfortschritt der Altersgruppe bei betroffenen Schülern zu verhindern.

Es bleibt zu hoffen, dass die berliner Schulpolitik künftig wieder mehr Raum für differenzierte Lernangebote mit besseren Voraussetzungen zur Synchronisierung der Lernfortschritte zuläßt.